Das Praktikum – die Königsdisziplin der Ausbeuter3 Minuten

Das Praktikum – die Königsdisziplin der Ausbeuter3 Minuten

Das Praktikum als Visitenkarte für den Arbeitgeber oder doch eher die Ausbeutung als unbezahlte Arbeitskraft?

Ausgebeutet mit falschen Versprechungen
– Geschichten aus der Arbeitswelt

1. Eine große Auswahl an Praktikumsplätzen

Für die Beendigung meiner Ausbildung musste ich einen Praktikumsgeber finden, um mein Wissen in der Praxis zu verfestigen und Arbeitsabläufe in einer Firma zu lernen. Ich setzte eine Anzeige ins Internet. Es dauerte nicht lange, und es kamen mehrere Angebote.

2. Die Firma, die kurz vor der Insolvenz steht

KäferEine Firma, die Live-TV online anbot (das war 2002), suchte einen Praktikanten, der hinter der Kamera und auch bei der Bearbeitung der Filme und die Programmierung der Online-Präsenz hilft. Die Firma hatte ihren Sitz in einem Hinterhof am Schwarzen Bären in Hannover-Linden.

Leider hatte die Sache einen Haken, denn die Firma stand kurz vor der Insolvenz. Der Firmeninhaber konnte mir nicht einmal zusichern, das Praktikum, welches zwei Monate dauern sollte, sicher zu Ende bringen zu können. Es könne sein, dass nächste Woche bereits Schluss ist.

3. Die Firma, in der nur Praktikanten arbeiten

So entschied ich mich schweren Herzens für eine Firma in Berlin, das Risiko, mir mitten im Praktikum einen neuen Platz suchen zu müssen, war einfach zu groß. Und die Chance auf einen zukünftigen Arbeitsplatz war gleich Null.

Der Firmeninhaber teilte mir am Telefon mit, dass eine große Chance für die Übernahme bestand. Aufgrund dieser Informationen genehmigte das Jobcenter sofort die zusätzlichen Gelder für das Praktikum in Berlin.

3.1. Eine noble Adresse

Am ersten Tag war ich rechtzeitig bei der noblen Adresse am Kaiserdamm. Es handelte sich um einen imposanten Altbau. Das schien eine einflussreiche Firma zu sein.

Als mich der Firmeninhaber herumführte, revidierte ich meine Meinung. Anscheinend arbeiteten hier nur sechs Praktikanten aus vielen Bereichen, dafür gab es zwei Geschäftsführer.

3.2. Fachleute sind Mangelware

Er zeigte mir meinen Arbeitsplatz, dann erzählte er mir, weshalb ich sozusagen hier war. Er wollte ein Online-Portal (2002) gründen. Auch die Sache hatte einen Haken, – ich sollte es alleine programmieren. Es gab keinen Fachmann hier, der mich anleiten konnte. Schnell wurde mir klar, hier lernte ich nichts.

4. Die chaotische Firma, die keine Zusagen einhält

GrashüpferEine Multimedia-Fachfrau mit Erfahrungen in der Katalog- und Anzeigengestaltung für einen Modeverlag wurde gesucht, wenn auch in Bremen.

Nachdem ich die Bewerbungsunterlagen abgeschickt hatte, bekam ich ein paar Tage später einen Anruf der Firmeninhaberin. Ihr gefielen meine Arbeiten, sie fand meine Bewerbungsmappe außergewöhnlich gut. Sie würde mich gerne so schnell wie möglich einstellen. Aber wäre ich bereit, nach Bremen zu ziehen?

4.1. Alles klar für Bremen

Da in Bremen Verwandte meines Lebensgefährten wohnten, könnte ich die Woche über in deren Haus im Gästezimmer leben. Am Wochenende würde ich dann nach Hause fahren.

Eine Woche verging, zwei Wochen, drei Wochen, – ich rief an und fragte, wann ich nun anfangen sollte. Die Arbeit würde sich verzögern, und es könnte sein, dass ich keine Festanstellung bekäme, sondern erst einmal einen befristeten Vertrag.

4.2. Vertröstet und hingehalten

Aus dem befristeten Vertrag wurde ebenfalls nichts, denn auf den nächsten Anruf bekam ich die Mitteilung, sie würde überhaupt niemanden einstellen, ein Praktikant reiche. Auf meine Bewerbungsmappe wartete ich vergeblich.

Als ich deshalb noch einmal anrief, erklärte mir eine Mitarbeiterin, die Unterlagen seien in irgendwelchen Stapeln von der Chefin „verkramt“ worden. Die ganze Firma war desorganisiert und chaotisch. Meine teure Bewerbungsmappe tauchte nicht wieder auf, und finanziellen Ersatz bekam ich auch nicht.

5. Fazit

Warum gibt jemand eine offizielle Suchanfrage beim Jobcenter auf, wenn er dann einen unbezahlten Praktikanten (damals für sechs Monate) nimmt? Der dann anschließend auch wieder auf der Straße steht.

Das verdient doch einen Platz auf der Ausbeuter-Top-10.

Weitere Artikel im Internet:
→ Praktikum machen vor Ausbildung und Studium: Bundesagentur für Arbeit
→ Freiwilliges Praktikum – Infos & Stellenangebote 2024: Mein Praktikum.de

Author Profile

Marion Klüter
Marion Klüter ist Multimedia-Fachfrau und Bloggerin. Sie unterhält zwei Blogs mit unterschiedlichen Schwerpunkten, da sich beide Themen nicht miteinander vereinen ließen, denn Wut und Kreativität passen schlecht zueinander. Seit einiger Zeit sind ihr Verlobter und sie stolze Besitzer eines Riesenschnauzers. Trotz vieler Rückschläge in ihrem Leben hat sie den Humor nicht verloren und lacht weiterhin gerne, auch über sich selbst.
Translate »
Index