Keine Achtung vor der Vergangenheit26 Minuten

Keine Achtung vor der Vergangenheit26 Minuten

Jahrzehntelang widmet man sich hingebungsvoll seiner Aufgabe, einem Kleingarten. Man lebt für die Gemeinschaft, ist hilfsbereit und engagiert. Aber was bleibt übrig, wenn man abtreten muss?

Der Kleingarten als Lebensaufgabe

„Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“. Martin Luther

In Memorium Heinzbert Klüter
und Johanna Klüter

27.11.2025 mkl Anfang 2018 verstarb mein Vater unerwartet. Über 50 Jahre lang hatte er einen Kleingarten der Staatswiesen e.V. Hannover in der Meisenburg III zusammen mit meiner Mutter bewirtschaftet. Diesen mussten wir nun schweren Herzens abgeben und ausräumen.

1. Es gibt viele Geschichten aus dem Kleingarten zu erzählen

Ich könnte seitenlang von den vielen Episoden erzählen, von den Tieren, den Blumen, den Früchten und dem Walnussbaum, aber ich fasse mich kurz. Es waren 50 schöne Jahre. Leider geht alles einmal zu Ende. Und das Ende war bitter.

1.1. Ein Meer von Vergissmeinnicht-Blümchen

Baum Bild von Pixabay https://pixabay.com/users/nika_akin-13521770/Am schönsten war der Frühling, denn dann erblühte der Kleingarten in Himmelblau. Sogar schon von weitem konnte man sie sehen, die vielen Vergissmeinnicht, ausgesät von der früheren Gartenbewohnerin. Jeder Zentimeter war bedeckt von den kleinen Blüten. Sogar die Wege.

Mein Vater zupfte sie an den Stellen, an denen sie nicht stehen sollten, jedes Jahr mühsam aus, aber sie kamen immer wieder und breiteten sich aus. Viele Leute, die den Durchgang zu Brot Henke nutzten, blieben stehen und betrachteten das schöne Bild.

1.2. Duftende Pfingstrosen säumen den Weg

Und zur Pfingstzeit folgten die Pfingstrosen. Neben dem Hauptweg bildeten sie einen duftenden Eingang. Sie zogen die Blicke auf sich. Alte Pflanzen, die jedes Jahr üppiger blühten, wie es bei Pfingstrosen so üblich ist.

Auch die Hortensien wurden von Mal zu Mal schöner und üppiger. Der ganze Kleingarten blühte und duftete.

1.3. Der Walnussbaum

In den meisten Kleingärten gibt es einige Baum-Arten, die generell verboten sind, dazu gehören Laubbäume und auch Walnussbäume. Aber in dem Nachbarsgarten stand ein wundervoller Walnussbaum, der sich reichhaltig in sämtliche Richtungen vermehrte.

Walnussbaum und Eichhörnchen Bild von Pixabay https://pixabay.com/users/melanimarfeld-7353531/

Und eines Tages war es passiert, mitten im Rosenbeet wuchs ein kleiner Baum, der erst spät entdeckt wurde. Und zwar von mir. Jedes Mal atmeten wir auf, wenn er bei der jährlichen Kontrolle der Kleingärten nicht entdeckt wurde. Endlich war er groß genug und durfte nicht mehr gefällt werden. Stolz überragte er den Garten und sorgte selbst bei Gluthitze für Kühle. Und es gab keine Mücken.

Heute steht ein Ableger von ihm in meinem Garten.

Weitere Informationen im Internet:

2. Das unerwartete Ende

Als mein Vater plötzlich starb (Gedenkseite für Heinzbert Klüter), blieb uns nichts anderes übrig, als den Kleingarten  zurückzugeben, da meine gebrechliche Mutter alleine nicht weiter machen konnte. Ein Jahr später starb sie aus Kummer (Gedenkseite für Johanna Klüter).

Kleingärten werden gepachtet. Auch andere Gärten standen wieder zur Wahl, die Nachbarn waren auch älter geworden. Die Arbeit wurde zu schwer. Aber unser Kleingarten war der Erste, der frei wurde.

2.1. Die Einbauküche muss weg

Die zweite (heute die erste) Vorsitzende sagte uns, wir müssten die Laube total räumen. Wir sollten auch die Einbauküche und die Einbauschränke entfernen. Dann würde allerdings die Laube zusammenfallen. Das sah sie ein. Aber die Küche müsse weg, es sei denn, der neue Pächter würde sie übernehmen.

2.2. Der Schätzer kommt

Zur Pacht hinzu kommen noch der Mitglieds­beitrag für den Kleingarten­ver­ein, Kosten für Strom und Abwasser und Versicherungen – alles zusammen kann der Kleingarten im Schnitt rund 500 Euro pro Jahr kosten.

Außerdem zahlt der neue Pächter einmalig eine angemessene Entschädigung an den früheren.

Laut dem Bundesverband Deutscher Gartenfreunde liegt diese Ablöse durch­schnitt­lich bei 3 500 Euro.

Den Termin mit dem bestellten neutralen Schätzer nahm ich wahr. Er ging mit mir durch den Kleingarten und machte sich Notizen. Die neue Pächterin war dabei und unterhielt sich angeregt mit ihm.

Walnussbaum Bild von PixabayAls das Protokoll über den Wert des Kleingartens kam, war ich entsetzt. Gerade mal 1.000 Euro sollte er wert sein. Und das bei dem vielen Geld und Arbeit, die mein Vater jedes Jahr hineingesteckt hatte.

3. Das Protokoll

3.1. Die Auflagen

Die Auflagen und Strafen waren enorm. Bei uns 800 Euro, im Nachbargarten sogar fast 1.000 Euro.

„Der Walnussbaum solle weg, der Aprikosenbaum ebenfalls. Alte Baumstümpfe sollen ausgegraben werden.

Die Fliederbäume sollen alle bis auf die Hälfte abgesägt werden. Der Garten muss unkrautfrei sein. Die Umrandung des Komposthaufens bedürfe ebenfalls der Entsorgung. Die Toilette darf nur von außen betreten werden, nicht von innen. Der Weg muss gepflegt sein. Der Anteil an Obst- und Gemüseanbau ist nicht ausreichend.“

Ich informierte mich bei Google wie Schätzungen normalerweise abliefen. Dann kontrollierte ich das Protokoll noch einmal ganz genau. Manche Fragen hatte er gar nicht gestellt. Wie die Frage nach der Menge der Blumenzwiebeln im Boden. Die Wege fehlten, ebenso die Haupttür, die mein Vater selbst gebaut hatte.

Als ich feststellte, dass die zu der Zeit in voller Blüte stehenden Pfingstrosen ebenfalls fehlten, überprüfte ich, was er alles ebenfalls nicht berücksichtigt hatte. Der Verdacht, er wolle der neuen jungen Pächterin den Preis so niedrig wie möglich gestalten, lag nahe.

3.2. Der Walnussbaum soll gefällt werden

Für einen (gesunden) Walnussbaum benötigt man eine Sondergenehmigung zum Fällen, da er unter Naturschutz steht. Der Schätzer war der Meinung, dass es bei Pächterwechsel möglich sei, eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten.

Zusätzliche Informationen:

Baumschutzverordnung

Entfernung und Beschädigung geschützter Bäume verhindern

Geschützte Bäume zu entfernen, zerstören, schädigen oder ihren Aufbau wesentlich zu verändern: Das kann in einer Baumschutzverordnung festgelegt werden.

Das Bundesnaturschutzgesetz bietet die Möglichkeit, in bestimmten Gebieten den gesamten Bestand an Bäumen, Hecken oder anderen Landschaftsbestandteilen unter Schutz zu stellen.

Die Länder haben in ihren Naturschutz-, beziehungsweise Landschaftspflegegesetzen diese Möglichkeit aufgegriffen und die Gemeinden oder Kreisverwaltungsbehörden zum Erlass von solchen Baumschutzverordnungen ermächtigt.

Tendenziell gilt:

  • es werden meistens nur die Bäume und nicht auch die Hecken unter Schutz gestellt
  • der Schutz gilt für Laub- wie für Nadelbäume, aber nicht für Obstbäume und nicht für Bäume in Baumschulen
  • der Schutz ist immer von einem gewissen Stammumfang abhängig: meist ab 80 Zentimetern Umfang in einer Höhe von einem Meter
  • in aller Regel werden auch die Bäume in öffentlichen Grünanlagen unter Schutz gestellt
  • alle VO verbieten die Beseitigung oder Beschädigung der geschützten Bäume
  • alle VO sehen in der Verletzung der Schutzbestimmungen eine Ordnungswidrigkeit und drohen dafür hohe Geldbußen bis zu 25.000 Euro oder 50.000 Euro an
  • alle VO sehen die Möglichkeit der Ausnahmegenehmigung vor (aus Gründen des allgemeinen Wohls, zur Vermeidung von Härten, zur Beseitigung kranker Bäume)
  • alle VO sehen vor, dass bei einem Verstoß gegen die Schutzbestimmungen oder bei Erteilung einer Ausnahmegenehmigung eine Ersatzpflanzung auf Kosten des Grundbesitzers angeordnet werden kann.

Quelle: NABU

Kosten für eine Baumfällung

Kosten für eine Baumfällung:

  • Genehmigung 250 Euro
  • ohne Genehmigung bis zu 50.000 Euro Strafgebühr
  • Ausnahmegenehmigung zwischen 01.03. bis 30.09. 150 Euro
  • Fällung ab 50 Euro/Meter
  • Baumkletterer 60 Euro/Stunde
  • Entsorgung Grünabfälle ab 150 Euro
  • Entsorgung Holz ab 100 Euro
  • Wurzel entfernen 175 Euro
  • Bringen eines Containers 85 bis 105 Euro
  • Container Miete 180 bis 900 Euro
Baumschutz und Baumschutzsatzung der Stadt Hannover

Baumschutz und Baumschutzsatzung der Stadt Hannover

Wird die Entfernung eines Baumes genehmigt, so ist in der Regel ein Ausgleich in Form einer Ersatzpflanzung für den ökologischen Verlust zu schaffen.

Dabei werden grundsätzlich heimische Gehölze bevorzugt, da diese gegenüber exotischen viele Vorteile besitzen. Sie sind den Lebensbedingungen unserer Umgebung optimal angepasst und bieten unseren heimischen Lebewesen Nahrung und Lebensraum.

Eine Liste der Bäume und Sträucher für Hannover erleichtert Ihnen die Auswahl für eine Ersatzpflanzung.

Offizielles PDF zum Download: Dokument Bäume und Sträucher – Vorschläge für Ersatzpflanzungen

Aber wie ich dann später im Verein hörte, war das Fällen der großen Walnussbäume generell verboten. Schon mehrere Schätzer hatten in der Kolonie versucht, einige der riesigen 30 Meter hohen Bäume zu entfernen und waren gescheitert.

Walnussbaum Bild von Pixabay https://pixabay.com/users/ted_browning-14264820/Bei einem Telefongespräch stellte ich klar, dass ich keine Sondergenehmigung bei der Stadt stellen würde, der Baum würde bleiben. Da schlug er tatsächlich vor, er solle in der Mitte (auf 15 Meter) abgesägt werden.

Ich bin aktiver Teilnehmer im Natur- und Tierschutz. Sogar bei Fridays for Future laufen meine Nichten und ich fast jedes Mal mit. Jedes Jahr verschenke ich zu Weihnachten Patenschaften für Bäume von Plant-for-the-Planet. Ich trenne meinen Müll, sorge in meinem Garten dafür, dass alles biologisch abläuft. Engagiere mich für einen bienenfreundlichen Garten. Und dann stelle ich mich hin und misshandele oder fälle einen gesunden und kräftigen Baum?

Weitere Informationen im Internet:

4. Und wie geht es weiter?

Für die Einbauküche und die Schränke gab es eine Lösung. Die junge Interessentin wollte sie unbedingt behalten. Also ließen wir sie drinnen. Sie war sogar traurig, dass wir bereits Einiges entfernt hatten.

Für den Baum mussten wir eine Strafe von 350 Euro bezahlen, damit er stehen bleiben durfte. Die Fliederbäume wurden gekürzt, tagelang das Unkraut entfernt. Die Tür blieb auch nach innen zu öffnen (wir konnten nicht die Laube umbauen), also mussten wir wieder Strafe zahlen. Der Aprikosenbaum blieb auch erst einmal stehen.

4.1. Die Garten-Abnahme

Die junge Pächterin und die zweite Vorsitzende waren bei der Gartenbegehung und der Übergabe des Kleingartens dabei. Zum Glück kam eine der langjährigen Freundinnen meines Vaters, die ebenfalls Vorsitzende war, dazu. Sie griff ein, wenn es zu ungerecht wurde. Vielen Dank, Petra.

Für meinen Vater sollten wir sogar noch die Zeitung bezahlen, wie gesagt, für die Zeit nach seinem Tod. Zusätzlich die Strafgebühr für die nicht mehr geleistete Gemeinschaftsarbeit (ebenfalls nach seinem Tod). Dabei war er zu Lebzeiten immer der Erste bei der Gemeinschaftsarbeit gewesen, auch wenn er sein Soll schon lange erfüllt hatte. So manches Mal hatte er alleine bei der Arbeit gestanden, weil die gerade Zuständigen nicht gekommen waren.

4.2. Der Kampf um die Bäume

Gleich kam das Thema Nussbaum auf. Das war schnell geklärt. Keiner würde Hand an diesen Baum legen. Lieber Strafe zahlen.

Walnussbaum Bild von Pixabay https://pixabay.com/users/0815sch-6802333/Der angeblich tote Aprikosenbaum war voller Früchte, wie Petra bestätigte, als sie herzhaft in eine Aprikose biss. Er blieb ebenfalls stehen.

Dann kamen wir zum Komposthaufen.

Die Umrandung zu entfernen, war Schwerstarbeit gewesen. Die Bohlen waren über einen Meter tief in den Boden gerammt worden. Jetzt waren sie weg. Dadurch war der vorher dreigeteilte Komposthaufen in sich zusammengefallen. Es sah chaotisch aus.

4.3. Ist ein Komposthaufen Sondermüll?

Die zukünftige Pächterin lief schon eine ganze Weile mit einem mürrischen Gesicht herum, als der Preis immer höher wurde. Sie hatte wohl gedacht, wenn sie den zugewucherten Garten übernimmt, würde sie ein Schnäppchen machen. Denn der Garten nebenan war perfekt gepflegt, da die Besitzer noch lebten. Aber den wollte sie nicht haben.

Als sie den Komposthaufen sah, konnte sie nicht mehr schweigen. Sie meinte, es sei „Sondermüll“. Und den müssten wir noch entfernen.

Zusätzliche Informationen:

Kompostieren leicht gemacht

Kompostieren ist die nachhaltigste und günstigste Methode, um Küchen- und Gartenabfälle sinnvoll zu verwerten. Statt Biomüll entsteht nährstoffreiche Komposterde, die sich ideal für den Garten, Balkon oder sogar Zimmerpflanzen eignet.

In diesem Ökotipp erfahren Sie, wie Sie Kompost ganz leicht selbst herstellen, worauf Sie dabei achten sollten und wofür Sie den Kompost verwenden können.

Bioabfälle sind ein wertvoller Rohstoff. Die Stoffkreisläufe werden geschlossen, Ressourcen geschont und die Bodenfruchtbarkeit verbessert. Kompost schont nicht nur die Moore sondern ist auch ein Beitrag zur Kreislaufwirtschaft.

Folgende Abfälle sollten nicht auf dem Kompost landen:

  • Abfälle tierischer Herkunft
  • Samenstände
  • Wurzeln von hartnäckigen Unkräutern

Quelle: Bund.net

Die Bedeutung des Komposthaufens

Ein Komposthaufen ist der Jungbrunnen des Gartens. Welke Blätter, alte Zweige, Rasenschnitt, aber auch Küchenabfälle wie Obst- und Gemüsereste lassen sich hier in fruchtbaren Humus verwandeln, aus dem neues Leben sprießt. Das zahlt sich für die Umwelt wie für das Portemonnaie aus.

Umweltbewusste Gärtner sparen nicht nur bei Mineraldüngern und Blumenerde, sondern auch bei den Müllgebühren, wenn sie als „Eigenkompostierer“ auf die Biotonne verzichten.

Kein Wunder, dass die Kompostierung immer beliebter wird. Der einfachste Weg zum Biomüll-Recycling ist der gute, alte Komposthaufen.

Quelle: Nabu

Weitere Informationen im Internet:

Da platzte mir der Kragen, ich wurde wütend und wies darauf hin, dass mein Vater schließlich sei neun Monaten tot sei. Es war normal, dass der Garten in der Zeit zugewuchert war. Was wollten sie noch von einem Toten rauspressen? Und das alles auf Kosten der trauernden Angehörigen. Wir hatten sogar das Margariten-Blumenbeet als Unkraut entfernen müssen, und jetzt sollte ich noch den Komposthaufen sortieren?

Um es der Neu-Pächterin Recht zu machen, bekamen wir 50 Euro Strafe für Unordentlichkeit und da auf den Wegen kein Unkraut gezupft worden war.

Zum Glück war ich nicht alleine bei dem Kampf gegen die Vorsitzende und die Neu-Pächterin. Am Ende lag die Ablösesumme mit Abzug der Strafen bei 2.500 Euro.

5. Die zähen Verhandlungen

Nun blieben noch die Abstandszahlungen für das Inventar, die nicht in die offizielle Schätzung fielen. Dazu gehörte ein 3.000-Euro-Gewächshaus, welches allerdings schon älter war. Das genaue Alter war mir unbekannt. Die Einbauküche mit Küchen-Geräten, die Lampen in der Hütte und im Garten, die Einbaumöbel, die Strom- und Wasserleitungen, die Wassersteckdosen, die aufwendig im Garten verlegt worden waren, alles floss in unsere Rechnung ein.

5.1. Erst will man es haben, und bei der Berechnung ist es wertlos

Aber dann bei der Berechnung war alles nichts mehr wert. Das Gewächshaus wollte sie nicht. Der Herd und der Kühlschrank waren ihr zu alt. Da kämen für sie noch Entsorgungsgebühren dazu. Wir einigten uns mit viel Kampf auf 700 Euro.

Apfelbaum Bild von PixabayIch korrigierte den ausgedruckten Vertrag, den sie unterzeichnete. Darin stand die Klausel: Gekauft wie gesehen, wie man mir geraten hatte. Dann übergab ich ihr die Schlüssel des Gartens, es waren 20 Stück. Mein Vater hatte jedem in der Familie und jedem Nachbarn einen eigenen Schlüssel gegeben.

Dann bekam sie die vollständigen Unterlagen für das Gewächshaus, und ich ging erschöpft nach Hause. Schon unterwegs klingelte mein Handy, und da ich ahnte, wer dran war, ging ich nicht ran. Ich wollte nur noch meine Ruhe haben.

5.5. Eine Frechheit

Am nächsten Tag bekam ich ein Einschreiben. Dabei rechnete sie mir vor, wie viel wert die Dinge seien, anhand einer Abschreibungstabelle. Am Ende ihrer Rechnung stand eine Summe von 200 Euro, sie würde allerdings noch, weil sie so nett sei, 50 Euro drauflegen.

Zusätzliche Informationen zum Thema:

Gekauft wie gesehen - Definition und Bedeutung

Gekauft wie gesehen – Definition und Bedeutung

Gekauft wie gesehen ist ein Begriff, der im deutschen Recht verwendet wird, um einen Vertragszustand zu beschreiben, bei dem der Käufer eine Sache in dem Zustand akzeptiert, in dem sie sich bei Vertragsabschluss befindet.

Rechtliche Grundlagen und gesetzliche Regelungen

Die gesetzlichen Regelungen zur Gewährleistung beim Kauf einer Sache finden sich im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB). Der Begriff „Gekauft wie gesehen“ ist jedoch nicht direkt im Gesetz verankert, sondern ergibt sich aus der Zusammenschau verschiedener gesetzlicher Regelungen. Die wichtigsten Paragraphen in diesem Zusammenhang sind § 433 BGB (Vertragstypische Pflichten beim Kaufvertrag), § 434 BGB (Sachmangel) und § 437 BGB (Rechte des Käufers bei Mängeln).

Quelle: Juraforum

Wichtige Punkte

Die Klausel „gekauft wie gesehen“ bedeutet, dass der Käufer die Möbel in dem Zustand akzeptiert, in dem er sie bei der Besichtigung gesehen hat, und der Verkäufer nicht für offensichtliche Mängel haftet

Wichtig ist, dass diese Klausel nicht für arglistig verschwiegene Mängel gilt und die Haftung nur eingeschränkt ist.

Wichtige Punkte

  • Was das bedeutet: Sie akzeptieren alle sichtbaren Mängel (Kratzer, Dellen etc.) und können diese später nicht mehr reklamieren.
  • Ausschluss von der Haftung: Der Verkäufer haftet nicht für Mängel, die Sie bei einer ordnungsgemäßen Untersuchung hätten erkennen können.
Rechtliche Situation seit 2022

Rechtliche Situation seit 2022

Die Klausel „gekauft wie gesehen“ ist für Privatverkäufe inzwischen ungültig, da sie die gesetzliche Gewährleistung nur unzureichend ausschließt. Seit 2022 müssen Verkäufer auch für einen einwandfreien Zustand einstehen, sofern es sich nicht um einen Verbrauchsgüterkauf handelt.

6. Das Fazit

Auch die Erfahrungen mit dem Schätzer wiederholten sich. Selbst perfekt aussehende Gärten mussten „zerstört“ werden, Fliederbüsche auf die Hälfe runtergeschnitten, Komposthaufen zerpfückt, Bäume gefällt werden.

Und die Lauben und das Gartenzubehör waren auf einmal nichts mehr wert. Die anderen Pächter waren genauso eingestellt wie die Frau bei mir. Sie schätzten nichts, wollten einfach alles billig oder besser noch, kostenlos übernehmen. Meine Warnung, die Schlüssel erst bei Bezahlung abzugeben, half den anderen, im Gegenteil zu mir, ihr Geld zu bekommen.

6.1. Man kann nichts mehr erwarten

Von der Verwaltung war keine Hilfe zu erwarten, für die ging es nur noch um die neuen Pächter. Als ich vorschlug, dann eben die Laube wieder in den Originalzustand zu versetzen und die Möbel auszubauen, war die (damals) zweite Vorsitzende von Staatswiesen entsetzt. Denn das hätte bedeutet, die Laube würde zusammenfallen, sämtliche Tapeten, Paneele und Strom- und Wasserleitungen wären ebenfalls fort. Genauso die Toilette. Also alles wieder zurück in den ehemaligen Originalzustand.

Sie stand voll hinter der jungen Frau und machte mir noch Vorwürfe.

6.2. Ein sinnloser Kampf

Obwohl ich noch einen Anwalt einschaltete, brachte es nichts. Für ihn war es eine Lappalie. Die Neu-Pächterin schrieb einen seitenlangen Brief, in dem sie ihm ihre Sicht und die Schätzung der Gegenstände erklärte, und mir indirekt vorwarf, eine Betrügerin zu sein. Mein Anwalt hielt es für unnötig, darauf zu antworten.

Baum Bild von Pixabay https://pixabay.com/users/hbl_media-12441994/Meine trauernde Mutter konnte die Diskussionen nicht mehr ertragen. Sie vergoss viele Tränen beim Gedanken an den Garten. Und wir wollten nicht noch mehr Zeit damit verbringen, Dinge zu zerstören, die mein Vater mühsam aufgebaut hatte. Also ließen wir es auf sich beruhen. Wir glauben an das Karma.

Die alten Nachbarn waren nicht gut auf sie zu sprechen. Vor allem nicht, als sie den Rasenmäher des einen gleich behielten und in ihren Raum stellten. Die Neu-Pächterin brauchte nicht lange, um mit ihrer genauso unwissenden Mutter den Garten zu zerstören. Sie rissen die wertvollen Pfingstrosen raus, ebenso die Beerensträucher. Danach lag der Garten brach.

Weitere Beiträge zum Thema:

7. Die Erfahrungen der anderen Gartenpächter

7.1. Wilfried und Karin

Die Beiden waren die engsten Freunde meiner Eltern. Gemeinsam war die Nachbargeneration alt geworden, einige waren bereis verstorben. Der Kleingarten der Beiden lag gleich nebenan. Wilfried war Perfektionst. Sein Garten war deshalb sehr gepflegt. Und Karin hatte die Gartenlaube schön eingerichtet, sogar echte Perserteppiche lagen auf dem Boden.

Ihre Auflagen waren fast dieselben wie bei uns. Wilfried weiterte sich, seine wundervollen Fliederbüsche zu misshandeln. Er brachte es nicht über sich. Den Komposthafen zu zerstören, konnte er alleine schon körperlich nicht mehr bewältigen. Für seine Laube mit Einbauküche und Parkettboden, die Gartenanlage, und die Gartengeräte bekam er gerade mal 500 Euro. Dabei waren sogar Elektrogeräte dabei.

Auch heute noch können sie den Gedanken an den Kleingarten nicht ertragen. Und der Anblick ist genauso schrecklich wie bei uns.

7.2. Claudia

Am Schlimmsten traf es Claudia. Sie musste ihren Kleingarten aufgeben, weil sie wegzog. Der Weg war zu weit, um den Garten ausreichend zu pflegen. In ihrem Garten gab es einen wundervollen Teich mit wertvollen Kois. Die Laube war ebenso gut ausgebaut wie die der anderen.

Baum Bild von Pixabay https://pixabay.com/users/mata25-28041281/Die Neu-Pächterin stellte sie vor die Wahl, entweder gleich zu gehen und alles dazulassen oder sofort alles mitzunehmen. Mit der Mitnahme war sie überfordert, und zurückkommen durfte sie nicht. Dafür musste sie sogar auf die Bezahlung verzichten. Sie bekam nichts.

Noch heute weint sie beim Gedanken daran, was sie alles zurücklassen musste, und wie groß der finanzielle Verlust für sie war. Und da sie von einer kleinen Rente lebt, war der umso größer. Auch ihr Garten blieb nicht unberührt. Der Teich wurde zugeschüttet. Sie fuhr nie wieder hierher.

7.3. Es geht auch anders

Nur beim letzten Garten gab es keine Probleme. Die türkische Großfamilie war nicht nur nett, sondern auch weder ausbeuterisch noch betrügerisch. Und sie zerstörten den Kleingarten auch nicht, sondern bauten auf dem Wissen der Vorpächter auf.

Es gibt doch noch Hoffnung.

Weitere Informationen im Internet:

8. Die nächste Generation

Eine neue Generation von Gartenpächtern breitet sich nun aus. Gemeinsam ist ihnen oft leider die egoistische Mentalität, andere auszubeuten. Sie wissen alte Werte nicht zu schätzen. Natürlich darf Jeder seinen Garten gestalten, wie er möchte. Aber muss man dafür erst einmal alles zerstören?

Der Kleingarten von Heinrich-Albert Heinzbert Klüter in der Kleingartenkolonie Meisenburg IIIUnd gibt es jetzt eine Geiz-ist-geil-Generation, die über Leichen geht? Wo sind Fairness und Achtung geblieben?

8.1. Alles was bleibt

Nun blühen im Frühling keine blauen Blümchen mehr, und es gibt keine duftenden Pfingstrosen. Nur der von ihr ungeliebte Walnussbaum thront stolz über dem trostlosen kahlen Garten. Und übrig bleibt nur die Erinnerung. Die Lebensarbeit war umsonst gewesen. Viele der gehenden Pächter erholten sich nie von der Enttäuschung über die Arbeit des Schätzers und der miesen Behandlung durch die neuen Pächter.

Und die Übriggebliebenen kämpfen jetzt schon mit der Angst, dass es ihnen genauso ergehen wird. So bleibt am Ende Bitterkeit zurück.

9. Die Reaktion

Ich habe am 16. März 2019 einen Artikel darüber bei Facebook veröffentlicht und eine riesige Resonanz erhalten. 538 Reaktionen, 333 Kommentare, 11 Mal geteilt. Viele erzählten von eigenen traurigen Erlebnissen, die einen wütend machen. Ich stellte fest, dass meine Erfahrungen kein Einzelfall ist. Schade.

Mein veröffentlichter Artikel bei Facebook

Hallo ihr Lieben,

heute muss ich einmal etwas sagen, was mich sehr beschäftigt.

Mein Vater hatte 50 Jahre lang einen Kleingarten, den er sehr hegte und pflegte. Als Rentner verbrachte er jeden Tag dort, als er noch arbeitete, die Wochenenden. Der Garten war einer der schönsten in der Kolonie.

Zwei Tage vor seiner Krankenhauseinlieferung arbeitete er noch im Garten. Leider kam er nicht mehr aus dem Krankenhaus zurück, und wir, seine Familie, mussten den Garten auflösen und an einen neuen Pächter übergeben.

Jetzt, ein halbes Jahr später, ist der Garten zerstört. Die neuen Pächter, die keinerlei Erfahrung mit einem Garten hatten, haben alle Obstbüsche und sämtliche Stauden herausgerissen.

Fort sind die Pfingstrosen, Hortensien, Johannisbeeren, Stachelbeeren. Nie wieder wird der Garten schon von der Straße aus zu sehen sein, weil die Vergissmeinnicht blühen und in in Blau strahlen lassen.

Das tut so weh … 😞 fühlt sich todunglücklich.

Facebook Beitrag über den Garten

Facebook-Beitrag vom 16. März 2019

Author Profile

Marion Klüter
Marion Klüter ist Multimedia-Fachfrau und Bloggerin. Sie unterhält zwei Blogs mit unterschiedlichen Schwerpunkten, da sich beide Themen nicht miteinander vereinen ließen, denn Wut und Kreativität passen schlecht zueinander. Seit einiger Zeit sind ihr Verlobter und sie stolze Besitzer eines Riesenschnauzers. Trotz vieler Rückschläge in ihrem Leben hat sie den Humor nicht verloren und lacht weiterhin gerne, auch über sich selbst.

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