Viel Arbeit für wenig Geld6 Minuten
Auf der Liste der Ausbeuter Platz 1: Einen Nebenjob als Hausmeister, und die Bezahlung dafür – 25 Euro – aber nicht für die Stunde, sondern für den ganzen Monat, bei täglicher Arbeitszeit von 8 Stunden.
Es gibt bestimmt Jobs, die noch schlechter bezahlt werden
1. Neue Arbeitskräfte gesucht
Weil das Reinigen der Treppen durch die Hausbewohner oft nicht geklappt hat, war vor Jahren schon Jemand damit beauftragt worden. Um Kosten zu sparen, wurde ein Hausbewohner ausgesucht, der normalerweise sämtliche Jobs übernahm, also Hausreinigung, Hausmeister und Gartenpflege.
Weil es auch damit Probleme gab, als dieser monatelang zum Urlaub verschwand und so das ganze Haus verdreckte, sollten die drei Jobs jetzt auch auf drei Leute aufgeteilt werden.
1.1. Das dreckigste Haus in der Straße
Und auch diesen Vorsatz schafften die Hausbesitzer bald ab, und gaben nur einem Hausbewohner zwei Jobs. Wieder begannen die Probleme von vorne, weil dieser Mieter dann weder die Hausreinigung noch die Hausmeistertätigkeiten regelmäßig ausführte.
Bereits an der Ampel konnte das Haus mit Leichtigung identifiziert werden. Es war das Haus, vor dem ständig Laub und Dreck lag, mit lauter Mülltüten neben den Mülltonnen.
Aber weil er mit den Vermietern befreundet war, wurde dabei ein Auge zugedrückt.
Nun war er ausgezogen, die beiden Jobs sollten neu besetzt werden, entweder durch Hausbewohner oder durch professionelle Firmen, was erwiesenermaßen wesentlich teuer werden würde.
1.2. Ein Job als Hausreiniger
Obwohl ich mit der Gartenpflege gut ausgelastet war, bewarb ich mich für die Hausreinigung. Wichtig waren mir die Konditionen, deshalb wies ich gleich darauf hin, dass ich nur zu denselben Konditionen arbeiten würde. Ich wusste, dass es für die Hausreinigung 80 Euro monatlich gab. Dafür musste einmal die Woche die Treppe geputzt werden und einmal im Monat wurde der Keller gefegt.
1.3. Ein Hausmeister wird gesucht
Die Stelle des Hausmeister wurde ebenfalls frei, und ich bewarb mich nach längerer Überlegung dafür. Schlechter als der vorherige Hausmeister konnte ich nicht sein. Und wenn meine Kenntnisse nicht reichen sollten, konnte ich immer noch in meinem Freundeskreis wegen Hilfe fragen.
Das Geld konnte ich gut gebrauchen, und auf Dauer sparten wir alle das Geld für teure Firmen, die Nebenkostenabrechnungen war auch so schon hoch genug. Der Hausmeister musste vor dem Haus und die Straße fegen, den Mülltonnenplatz sauberhalten und ansonsten für die Handwerker zur Stelle sein. Im Winter hatte er Streudienst. Dafür bekam er 50 Euro monatlich.
2. Überzeugende Vergütung?
Für die betreffenden Mieter, die die Jobs am Anfang ausführten, war es ein Nebenjob, ohne viel Geld dafür zu erwarten, schließlich sparten sie dafür an den Nebenkosten, weil keine teuren Firmen damit beauftragt wurden. Und viel Geld war es wirklich nicht.
2.1. Die Gartenpflege
Für die Gartenpflege, – den Rasen eines 900qm großen Gartens plus zweiteiligem Vorgarten mähen, Hecken schneiden, Laub fegen, Obst von 12 Bäumen entsorgen, – gab es 50 Euro, davon blieben nach Abzügen 30 Euro.
Jede Verhandlung war sinnlos. Da ich keine Lust hatte, mir bei der Gartengestaltung ständig reinreden zu lassen, musste ich eben den Gartenpfleger-Job annehmen.
3. Der neue Vertrag
3.1. Tolle Konditiionen
Dann kam der Vertrag. Ich benötigte einige Zeit, ihn zu lesen.
Die Hausreinigung
- Kehren der Bodenbeläge, Schmutzaufnahme
- Feuchtes Wischen der Bodenbeläge
- Fensterbänke, Geländer, Handläufe, Brüstungen, Schalter und Briefkästen feucht abwischen
- Fußabtreter im Haus und vor der Hauseingangstür ausschlagen
- Haustür innen und außen feucht abwischen
- Fegen und Wischen des Hauseingangsbereiches incl. Mauerwerk
- Kellergänge, Schleuse, Fahrradraum, Dachboden, Trockenboden und Vorraum kehren und feucht wischen
- Stoßkanten und Paneele im Treppenhaus entstauben
- Feuerlöscher entstauben
- Entfernen von Spinnenweben
- Treppenhausfenster, Boden- und Garagenfenster (Glas, Rahmen und Falz) reinigen.
- Zählerkasten von Staub etc. befreien
- Lampen feucht abwischen
Die Putzmittel sind in der Vergütung mit eingeschlossen. Der Putzmittelschrank, das Waschbecken und der Boiler sind pfleglich zu behandeln.
Dafür sollte es 75 Euro monatlich geben.
Der Hausmeister
- Kontrolle und Überwachung der Hausordnung
- Müllplatz sauberhalten
- Inspektion der gesamten haustechnischen Einrichtungen im Gemeinschaftsbereich
- Überprüfung der elektrischen Einrichtungen wie Schalter, Beleuchtungen, Sicherungen, Klingelanlagen usw.
- Überprüfung des gesamten sanitären Bereiches, wie Undichtigkeiten im Rohrleitungssystem, tropfende Ventiloberteile, Anschlüsse, Waschbeckenverstopfungen usw.
- Überprüfung der mechanischen Einrichtungen, wie Türschließautomaten, Zylinder, Federbände, Schlösser uw.
- Überprüfung sämtlicher Beleuchtungen im Treppenhaus, Kellerbereich
- Störungsmeldung an den Verwalter
- Kontrolle, Überwachung und Abzeichnung der Stundenzettel, der im Haus tätigen Handwerker
- Straßenreinigung entfällt
- Winterdienst entfällt
Alle für die Ausführung des Hausmeisterdienstes notwendigen Geräte und Werkzeuge werden dem Auftragnehmer kostenlos von den Eigentümern durch den Verwalter zur Verfügung gestellt bzw. die Kosten für die eigene Beschaffung ersetzt. Gleiches gilt für Kleinmaterial, Glühlampen u.ä. Etwaige Anschaffungen sind vorher mit dem Verwalter abzustimmen. Im Krankheits- bzw. Urlaubsfall muss seitens Auftragsnehmers ein Stellvertreter gestellt werden.
Über die Stunden soll Buch geführt werden.
Dafür waren 25 Euro angegeben, also 25 Euro weniger als früher, dafür ein Arbeitsaufwand wie für einen Vollzeit-Hausmeister. Die Vermieter hatten den Vertrag so abgesegnet und bereits unterschrieben.
Auf Nachfrage teilte mir die Sekretärin der Hausverwaltung mit, dass der Lohn für den Hausmeister deshalb weniger betrage, weil ich dafür den Winterdienst nicht machen müsste. Man wolle mir die schwere Arbeit ersparen.
4. Tatsachen
Ein professioneller Hausmeister teilte mir auf Nachfrage, – nachdem er mit dem Lachen aufgehört hatte, – mit, dass die Bezahlung mindestens 230 Euro monatlich betragen müsste, wobei die Fensterreinigung noch extra käme. Er riet mir diesen Job abzulehnen, was ich auch tat.
Nach meiner Ablehnung wurde eine Reinigungsfirma beauftragt, die nun einmal die Woche die Treppe putzt und einmal im Monat den Keller fegt, und das für 120 Euro im Monat.
Für den Hausmeister gab es keinen Ersatz, dafür solle man bei Problemen eine Notnummer anrufen.
5. Nachtrag
Inzwischen existiert der Hausmeister, der bei Problemen angerufen werden sollte, nicht mehr. Er ist ersatzlos gestrichen worden. Dafür wird der Hausmeister weiterhin auf der Nebenkostenabrechnung aufgeführt. Das wären ja nur 5 Euro pro Monat für jeden Mieter, war die Ausrede, das könnte man wohl noch bezahlen.
Und was die Hausreinigung angehe – der Eifer scheint inzwischen nachgelassen zu haben, denn er Keller wird bereits seit Wochen nicht mehr gefegt. Auch die Reinigung des Treppenhauses wurde weniger.
Author Profile
- Marion Klüter ist Multimedia-Fachfrau und Bloggerin. Sie unterhält zwei Blogs mit unterschiedlichen Schwerpunkten, da sich beide Themen nicht miteinander vereinen ließen, denn Wut und Kreativität passen schlecht zueinander. Seit einiger Zeit sind ihr Verlobter und sie stolze Besitzer eines Riesenschnauzers. Trotz vieler Rückschläge in ihrem Leben hat sie den Humor nicht verloren und lacht weiterhin gerne, auch über sich selbst.
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