Viel Arbeit für wenig Geld11 Minuten

Auf der Liste der Ausbeuter Platz 1: Einen Nebenjob als Hausmeister, und die Bezahlung dafür – 25 Euro – aber nicht für die Stunde, sondern für den ganzen Monat, bei täglicher Arbeitszeit von 8 Stunden.
Es gibt bestimmt Jobs, die noch schlechter bezahlt werden
1. Neue Arbeitskräfte gesucht
Weil das Reinigen der Treppen durch die Hausbewohner oft nicht geklappt hat, war vor Jahren schon Jemand damit beauftragt worden. Um Kosten zu sparen, wurde ein Hausbewohner ausgesucht, der normalerweise sämtliche Jobs übernahm, also Hausreinigung, Hausmeister und Gartenpflege.
Weil es auch damit Probleme gab, als dieser monatelang zum Urlaub verschwand und so das ganze Haus verdreckte, sollten die drei Jobs jetzt auch auf drei Leute aufgeteilt werden.
Quelle: Handwerkskammer Leipzig
Und auch diesen Vorsatz schafften die (neuen) Hausbesitzer bald ab, und gaben nur einem Hausbewohner zwei Jobs. Wieder begannen die Probleme von vorne, weil dieser Mieter dann weder die Hausreinigung noch die Hausmeistertätigkeiten regelmäßig ausführte.
Bereits an der Ampel konnte das Haus mit Leichtigkeit identifiziert werden. Es war das Haus, vor dem ständig Laub und Dreck lag, mit lauter Mülltüten neben den Mülltonnen.
Nun war er ausgezogen, die beiden Jobs sollten neu besetzt werden, entweder durch Hausbewohner oder durch professionelle Firmen, was erwiesenermaßen wesentlich teuer werden würde.
1.2. Ein Job als Hausreiniger
Obwohl ich mit der Gartenpflege gut ausgelastet war, bewarb ich mich für die Hausreinigung. Wichtig waren mir die Konditionen, deshalb wies ich gleich darauf hin, dass ich nur zu denselben Konditionen arbeiten würde. Ich wusste, dass es für die Hausreinigung 80 Euro monatlich gab. Dafür musste einmal die Woche die Treppe geputzt werden und einmal im Monat wurde der Keller gefegt.
1.3. Ein Hausmeister wird gesucht
Hausmeisterkosten in der Nebenkostenabrechnung sollten marktüblich und angemessen sein.
Stundensätze zwischen 12,41 und 15 Euro sind in den meisten Regionen realistisch.
Quelle: Immobilienscout24
Die Stelle des Hausmeister wurde ebenfalls frei, und ich bewarb mich nach längerer Überlegung dafür. Schlechter als der vorherige Hausmeister konnte ich nicht sein. Und wenn meine Kenntnisse nicht reichen sollten, konnte ich immer noch in meinem Freundeskreis wegen Hilfe fragen.
Das Geld konnte ich gut gebrauchen, und auf Dauer sparten wir alle das Geld für teure Firmen, die Nebenkostenabrechnungen war auch so schon hoch genug.
Der Hausmeister musste vor dem Haus und die Straße fegen, den Mülltonnenplatz sauberhalten und ansonsten für die Handwerker zur Stelle sein. Im Winter hatte er Streudienst. Dafür bekam er 50 Euro monatlich.

18 Stunden Arbeit am Computer ohne Pausen.
Keine Getränke, kein Dankeschön.
Und das bei schlechter Bezahlung.
Aus der Arbeitswelt

Was Männer manchmal für Angebote machen, ist unglaublich.
Aus der Arbeitswelt
2. Überzeugende Vergütung?
Für die betreffenden Mieter, die die Jobs am Anfang ausführten, war es ein Nebenjob, ohne viel Geld dafür zu erwarten, schließlich sparten sie dafür an den Nebenkosten, weil keine teuren Firmen damit beauftragt wurden. Und viel Geld war es wirklich nicht.
2.1. Die Gartenpflege
– Kleiner Garten (bis 500 m²): 110 bis 220 € pro Monat.
– Mittlerer Garten (500 bis 1.000 m²): 220 bis 440 € pro Monat.
– Großer Garten (über 1.000 m²): 440 € und mehr pro Monat.
Quelle: Jobruf
Für die Gartenpflege, – den Rasen eines 900qm großen Gartens plus zweiteiligem Vorgarten mähen, Hecken schneiden, Laub fegen, Obst von 12 Bäumen entsorgen, – gab es 50 Euro, davon blieben nach Abzügen 30 Euro.
Wenn Sie nicht wollen, finde ich einen anderen. Der macht es auch für 45 Euro.
Jede Verhandlung war sinnlos. Da ich keine Lust hatte, mir bei der Gartengestaltung ständig reinreden zu lassen, musste ich eben den Gartenpfleger-Job annehmen.
3. Der neue Vertrag
3.1. Tolle Konditionen
Dann kam der Vertrag. Ich benötigte einige Zeit, ihn zu lesen.
Die Hausreinigung
- Kehren der Bodenbeläge, Schmutzaufnahme
- Feuchtes Wischen der Bodenbeläge
- Fensterbänke, Geländer, Handläufe, Brüstungen, Schalter und Briefkästen feucht abwischen
- Fußabtreter im Haus und vor der Hauseingangstür ausschlagen
- Haustür innen und außen feucht abwischen
- Fegen und Wischen des Hauseingangsbereiches incl. Mauerwerk
- Kellergänge, Schleuse, Fahrradraum, Dachboden, Trockenboden und Vorraum kehren und feucht wischen
- Stoßkanten und Paneele im Treppenhaus entstauben
- Feuerlöscher entstauben
- Entfernen von Spinnenweben
- Treppenhausfenster, Boden- und Garagenfenster (Glas, Rahmen und Falz) reinigen.
- Zählerkasten von Staub etc. befreien
- Lampen feucht abwischen
Die Putzmittel sind in der Vergütung mit eingeschlossen.
Der Putzmittelschrank, das Waschbecken und der Boiler sind pfleglich zu behandeln.
Dafür sollte es 75 Euro monatlich geben.

Damals wusste man unsere Arbeitskraft nicht zu schätzen, und heute fehlen wir.
Aus der Arbeitswelt

Vielleicht hat man jetzt wieder eine Chance?
Aus der Arbeitswelt

Wie schwer kann es werden, bei dem Fachkräftemangel?
Aus der Arbeitswelt
Der Hausmeister
- Kontrolle und Überwachung der Hausordnung
- Müllplatz sauberhalten
- Inspektion der gesamten haustechnischen Einrichtungen im Gemeinschaftsbereich
- Überprüfung der elektrischen Einrichtungen wie Schalter, Beleuchtungen, Sicherungen, Klingelanlagen usw.
- Überprüfung des gesamten sanitären Bereiches, wie Undichtigkeiten im Rohrleitungssystem, tropfende Ventiloberteile, Anschlüsse, Waschbeckenverstopfungen usw.
- Überprüfung der mechanischen Einrichtungen, wie Türschließautomaten, Zylinder, Federbände, Schlösser uw.
- Überprüfung sämtlicher Beleuchtungen im Treppenhaus, Kellerbereich
- Störungsmeldung an den Verwalter
- Kontrolle, Überwachung und Abzeichnung der Stundenzettel, der im Haus tätigen Handwerker
- Straßenreinigung entfällt
- Winterdienst entfällt
Alle für die Ausführung des Hausmeisterdienstes notwendigen Geräte und Werkzeuge werden dem Auftragnehmer kostenlos von den Eigentümern durch den Verwalter zur Verfügung gestellt bzw. die Kosten für die eigene Beschaffung ersetzt.
Gleiches gilt für Kleinmaterial, Glühlampen u.ä. Etwaige Anschaffungen sind vorher mit dem Verwalter abzustimmen.
Im Krankheits- bzw. Urlaubsfall muss seitens Auftragsnehmers ein Stellvertreter gestellt werden.
Über die Stunden soll Buch geführt werden.
– je Quadratmeter und Einsatz zwischen 0,50 und 2,50 Euro
– je Monat eine Pauschale zwischen 20,00 und 80,00 Euro
– je Quadratmeter für Streugut zwischen 0,20 und 0,50 Euro
– je Nachteinsatz zwischen 20 und 5 Uhr rund 40% der Schneedienst Kosten
– je Sonn- und Feiertag bis zu 75% der Kosten für den Winterdienst
Quelle: Heimkapital Magazin
Dafür waren 25 Euro angegeben, also 25 Euro weniger als früher, dafür ein Arbeitsaufwand wie für einen Vollzeit-Hausmeister. Die Vermieter hatten den Vertrag bereits abgesegnet und unterschrieben.
Wir wollten ihnen die schwere Arbeit mit dem Winterdienst ersparen.
Auf Nachfrage teilte mir die Sekretärin der Hausverwaltung mit, dass der Lohn für den Hausmeister deshalb weniger betrage, weil ich dafür den Winterdienst nicht machen müsste.
4. Tatsachen
Ein professioneller Hausmeister teilte mir auf Nachfrage, – nachdem er mit dem Lachen aufgehört hatte, – mit, dass die Bezahlung mindestens 230 Euro monatlich betragen müsste, wobei die Fensterreinigung noch extra käme. Er riet mir, diesen Job abzulehnen, was ich auch tat.
Nach meiner Ablehnung wurde eine Reinigungsfirma beauftragt, die nun einmal die Woche (inzwischen für den selben Preis alle zwei Wochen) die Treppe putzt und hin und wieder den Keller fegt, und das für 120 Euro im Monat.

Aus der Arbeitswelt

Soll man sich darauf einlassen?
Aus der Arbeitswelt

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5. Der unsichtbare Hausmeisterservice
Für den Hausmeister gab es keinen Ersatz. Dabei gab es aus dem Haus mehrere Angebote, den Job zu übernehmen. Die Hausverwaltung ignorierte alles. Dafür solle man bei Problemen eine Notnummer anrufen.
Es sind doch nur fünf Euro im Monat. Das kann man doch mit Leichtigkeit bezahlen.
Inzwischen existiert der Hausmeister, der bei Problemen angerufen werden sollte, nicht mehr. Er ist ersatzlos gestrichen worden. Dafür wird der Hausmeister weiterhin auf der Nebenkostenabrechnung aufgeführt.
6. Die Gelben Tonnen
Inzwischen gibt es in Hannover anstelle der Gelben Säcke (Verpackungsabfälle) die Gelben Tonnen, die alle zwei Wochen geleert werden. Dazu müssen die Tonnen jedesmal für Montag früh nach vorne auf die Straße und anschließend wieder zurück gestellt werden. Eine typische Arbeit für einen Hausmeister.
6.1. Hausmeister sind eine ausgestorbene Spezie
Und nun sieht man Woche für Woche, wie sehr die Hausmeister fehlen, denn in den meisten Häusern in der Straße bleiben die Tonnen einfach die ganze Zeit auf dem Bürgersteig stehen.
Die Stadt Hannover hat bereits Ordnungsstrafen angekündigt, falls die Tonnen weiterhin auf öffentlichem Grund stehen.
6.2. Nun ist Jeder einmal dran
Die Hausverwaltung teilte auf Nachfrage mit, die Mieter seien dafür zuständig. Man würde einen Plan erstellen, damit jeder einmal dran käme.
Bezahlen wir uns jetzt selbst? Sind ja nur 5 Euro im Monat.
Auf diesen Plan warten wir jetzt seit über einen Jahr. Also schieben der älteste Mieter und ich, die Tonnen hin und her. Nachdem ich einen Aushang im Haus gemacht habe, dass eigentlich Jeder dafür verantwortlich sei, geschieht sogar etwas. Nun packen auch andere Mieter mit an.
Weitere Artikel zum Thema im Internet:
→ Was versteht man unter Hausreinigung und was darf sie kosten: mrcleaner Beitrag vom 02.01.2023
→ Hausmeistertätigkeiten: Handwerkskammer Leipzig
→ Gartenpflege: Interessenverband Mieterschutz e.V.
→ Heiz- und Nebenkosten: Mieterinnen- & Mieterverband
→ Leichtverpackungen: aha Zweckverband Abfallwirtschaft Region Hannover
→ aha bittet Abfallsünder in Hannover zur Kasse: haz.de
Author Profile
- Marion Klüter ist Multimedia-Fachfrau und Bloggerin. Sie unterhält zwei Blogs mit unterschiedlichen Schwerpunkten, da sich beide Themen nicht miteinander vereinen ließen, denn Wut und Kreativität passen schlecht zueinander. Seit einiger Zeit sind ihr Verlobter und sie stolze Besitzer eines Riesenschnauzers. Trotz vieler Rückschläge in ihrem Leben hat sie den Humor nicht verloren und lacht weiterhin gerne, auch über sich selbst.
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