Mein Experiment – die ersten Vorstellungsgespräche14 Minuten

Mein Experiment – die ersten Vorstellungsgespräche14 Minuten

Nach zehn Jahren mit der Erwerbsminderungsrente will ich es noch einmal wagen. Meine Rückkehr in die Arbeitswelt. Wie schwer kann es werden, bei dem Fachkräftemangel?

Die ersten Schritte

Eigentlich geschah es aus Langeweile, dass ich bei Indeed meinen Lebenslauf eingab. Ich versprach mir davon gar nichts. Umso überraschter war ich, als sich ungefähr ein Jahr später plötzlich ein potentieller Arbeitgeber bei mir meldete.

1. Die Jobbörse

Indeed ist ein kostenloser Dienst für Jobsuchende. Indeed ist mit monatlich 595 Mio. Profile von Jobsuchenden weltweit die führende Website.

Auf der Website können Lebensläufe gehochladen, Job-E-Mails erstellt, Jobs gesucht, gespeichert werden.

Und man kann sich direkt bewerben. Man kann Stellenanzeigen von großen Online-Jobbörsen, Zeitungen und Verbänden finden.

1.1. Was ist Indeed

SchneckeEigentlich ist Indeed keine klassische Jobbörse sondern eher eine Suchmaschine mit Spezialisierung auf Stellenausschreibungen. Weltweit können Arbeitsuchende mit Hilfe von verschiedenen Suchfiltern nach passenden Stellen suchen. Über 250 Millionen Menschen rufen die Webseite jährlich auf. 

Auch für Arbeitgeber ist die Börse interessant. Durch Inserieren von Stellenausschreibungen können sie schnell Kontakt zu Interessenten aufnehmen. Arbeitgeber und Mitarbeiter werden hier zusammengebracht.

1.2. Das Mitglieds-Konto

Man kann bei Indeed ein kostenloses Konto anlegen. Dort hinterlegt man seine fertigen Bewerbungsunterlagen wie den Lebenslauf und ein Anschreiben.

Der Aufwand lohnt sich. Man spart Zeit mit umständlichen Verschicken von Bewerbungsunterlagen.

Man benötigt einige Zeit, bis man alle Fragen beantwortet hat. Aber am Ende lohnt es sich, weil der Arbeitgeber sofort sehen kann, ob man geeignet ist oder nicht. Kein umständliches Verschicken von Bewerbungsunterlagen ist nötig, weil der Arbeitgeber schon vorher die Unterlagen runterladen, ausdrucken und ansehen kann.

Und auch Arbeitgeber können nach passenden Bewerbern suchen und eine Anfrage zuschicken.

2. Die ersten Vorstellungsgespräche

2.1. Empfangsdame bei Haussschildt und Blunck Wach- und Objektschutz

Gesucht wurde eine Empfangsdame. Die Firma ist eine große Wach- und Objektschutzfirma, die in der Bahnhofsstraße in Hannover einen Sitz hat.

2.1.1. Das erste Vorstellungsgespräch

SchneckenIch bekam bereits nach mehreren Tagen einen Einladungstermin an einem Montag. Herr Runde stellte sich und die Firma vor. Gesucht wurde für eine andere Firma, die Kunde bei Hausschildt und Blunck sei.

Beim Kunden würde ein weiteres Vorstellungsgespräch stattfinden.

2.1.2. Das zweite Vorstellungsgespräch

Hausschildt & Blunck

Seit 1992 steht das Sicherheitsunternehmen Hauschildt & Blunck für qualifizierte Sicherheitsdienstleistungen in Hannover und Umgebung.

Ob gewerblich oder privat: Für einen optimalen Sicherheitsdienst stellen wir unseren Kunden die passenden Leistungen zur Verfügung.

Das nächste Gespräch fand am Mittwoch in der Firma in Hannover-Roderbruch statt. Leider verpasste ich aus Unsicherheit die richtige Haltestelle und musste lange laufen, bis ich da war. Die beiden Herrren warteten bereits auf mich.

Das Gespräch verlief genauso gut wie das vorherige. Nur die Frage nach meinen Englisch-Kenntnissen verunsicherte mich. Aber der Abteilungsleiter der betreffenden Firma gab zu, dass eigentlich keine Englisch-Kenntnisse notwendig seien. Und ich schlug vor, meine Kenntnisse wieder aufzufrischen.

Ich melde mich morgen oder übermorgen bei Ihnen. Dann können wir alles besprechen.

Beim herzlichen Abschied teilte mir Herr Runde mit, er würde sich die nächsten zwei Tage telefonisch bei mir melden. Dabei vermittelte er mir den Eindruck, als würden wir dann über den Arbeitsvertrag sprechen.

2.1.3. Wochenlanges Warten auf eine Antwort

Er meldete sich weder am nächsten noch am übernächsten Tag. Da er mir keine Visitenkarte übergeben und ich auch keine Telefonnummer von ihm besaß, wartete ich ungeduldig ab. Auf meine Mail kam nur eine Standardantwort, der Betreffende sei im Urlaub.

SchneckeAlso rief ich am Dienstag die Telefonnumer, die in der Anzeige gestanden hatte, an. Es war die Filiale in Hamburg. Die Abteilungsleiterin versprach mir, sich darum zu kümmern. Sie rief mich schnell zurück, Herr Runde sei im Urlaub. Er hätte sich noch nicht entschieden. Immerhin bekam ich nun eine Mail, in der stand, der Entscheidungsprozeß sei noch nicht abgeschlossen.

Die nächsten zwei Wochen vergingen. Ich rief wieder in Hamburg an. Sie entschuldigte sich an seiner Stelle bei mir, so ein Verhalten sei nicht üblich. So könne man nicht mit anderen Menschen umgehen. Sie werde sich darum kümmern.

Und das tat sie, schnell teilte sie mir das Ergebnis mit. Herr Runde hatte sich für eine andere Bewerberin entschieden.

Fazit: Unwürdiges, herabsetzendes Verhalten. Keine Entschuldigung für über drei Wochen Wartezeit, keine persönliche Stellungnahme. Feige und menschenverachtend! Es dauerte sehr lange, bis ich mich davon erholt hatte.

2.2. MFA (Arzthelferin) in der MHH in der Infusions-Ambulanz

Die Medizinische Hochschule Hannover

Das Klinikum der Medizinischen Hochschule Hannover ist ein Krankenhaus mit überregionalem Einzugsbereich.

Das Universitätsklinikum verfügt über 41 Fachabteilungen mit 1.520 Betten. … 2021 wurden 57.100 Patienten stationär und 272.556 ambulant behandelt.

Die MHH ist Deutschlands größtes Transplantationszentrum. Im Jahr 2021 wurden hier 337 Transplantationen solider Organe sowie 180 Knochenmarks- und Stammzelltransplantationen vorgenommen.

Quelle: Wikipedia

Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) ist ein attraktiver Arbeitgeber. Daher schickte ich an mehrere Abteilungen meine Unterlagen. Meine erste Ausbildung war die zur Arzthelferin. Allerdings hatte ich bereits nach einigen Jahren meinen Beruf aus privaten Gründen gewechselt.

Schon eine Woche später klingelte mein Telefon. Das Einladungsgespräch sollte am nächsten Dienstag stattfinden. Mir wurde ein Probearbeiten vorgeschlagen, welches ich auch annahm. Von den Abteilungen war es ausgerechnet die ambulante Infusions-Ambulanz, die sich gemeldet hatte.

2.2.1. Das Probearbeiten in der Infusions-Ambulanz der MHH

SchneckenDie Abteilungsleiterin war nicht da. Ich wurde als Praktikantin eingekleidet und vorgestellt. Einige der Kolleginnen und Kollegen ignorierten mich völlig. Ein paar waren aber richtig nett.

Man zeigte mir die Arbeitsräume. Ich stand längere Zeit bei mehreren Kolleginnen daneben und ließ mir die Arbeiten erklären. Erst war ich in einer Abteilung, danach in einer anderen. Dort wurde ich sofort sehr nett angenommen und fühlte mich wesentlich wohler als in der vorherigen Abteilung.

Anschließend saß ich an der Anmeldung. Diese Kollegin zeigte deutlich, wie störend sie mich empfand. Sie erklärte mir gar nichts, stellte nur die Frage, warum ich hier arbeiten wolle.

2.2.2. Die Abteilungsleiterin

Nach zwei Stunden kam die Abteilungsleiterin und bat mich zum Gespräch. Sie machte einen netten Eindruck, redete viel über alles mögliche. Es war mir klar, es würde schwierig werden mit der Stelle. Die Arbeit war nicht für mich geeignet. Noch dazu sollte die Meinung des Teams mit berücksichtigt werden. Und da konnte ich mir schon die Entscheidung vorstellen, nach der Reaktion einiger Mitarbeiter.

Ich melde mich in zwei Tagen. Wenn es hier nicht klappt, werde ich Ihre Unterlagen an andere Abteilungen weitergeben.

Aber sie schlug vor, sich für mich auch in anderen Abteilungen mit meinen Unterlagen einzusetzen. Sie würde sich in zwei Tagen telefonisch bei mir melden.

2.2.3. Kein Kontakt erwünscht

Das Telefongespräch fand nicht statt. Nach mehreren Anrufen teilte man mir dann mit, ich würde für die Stelle nicht in Frage kommen. Mehrere Bitten um Rückruf der Abteilungsleiterin wurden ignoriert. Auch meine Mails wurden nicht beantwortet. Habe nie wieder etwas von der MHH gehört. Meine Unterlagen sind garantiert in keinem anderen Bereich gelandet.

Fazit: Unschön. Keine telefonische Absage. Reagierte auf keine Rückruf-Bitte. Ignorierte Mails. Nicht empfehlenswert! Gehört das heute zum Standard, keine Vereinbarung einzuhalten und selber nicht abzusagen? Kein Wunder, wenn man dann keine Fachkräfte mehr bekommt.

3. Die Zeitarbeitsfirma

3.1. Was ist Manpower

Die ManpowerGroup ist einer der drei größten Personaldienstleister weltweit.

Die Zentrale des Unternehmens, mit rund 2.800 Niederlassungen in 80 Ländern, befindet sich in Milwaukee, Wisconsin.

Geschäftsfelder sind die Personalvermittlung, Arbeitnehmerüberlassung, Outsourcing, Beratung und viele weitere Human-Resources-Lösungen.

Eine Filiale von Manpower ist spezialisiert auf den medizinschen Bereich. Sie hat ihren Sitz in Hannover in der Lister Straße. Zeitarbeitsfirmen vermitteln den Jobsuchenden meist vorübergehend an Arbeitgeber. In manchen Fällen ist aber auch eine Übernahme möglich. Es gibt aber noch vier weitere Arbeitsbereiche.

3.1.1. Die erste Betreuerin

SchneckenEine Einladung erfolgte schnell. Die Mitarbeiterin hatte bereits alle Unterlagen ausgedruckt vor sich liegen. Eine Kollegin saß neben ihr. Sie stellte mir einige Fragen. Die Zeit zwischen meiner letzten Arbeit als Arzthelferin und heute erschien ihr als zu lang, um wieder erfolgreich in dem Beruf Fuß fassen zu können. Sie machte mir kaum Hoffnung.

Als ich vorschlug, mich in den anderen Abteilungen vorzustellen, stimmte sie mir zu.

Aber ich hörte danach nie wieder etwas von ihr.

3.1.2. Der neue Mitarbeiter

Nach mehreren Monaten meldete sich ein anderer Mitarbeiter von Manpower. Er sei jetzt der neue Ansprechpartner für mich. Und er kümmerte sich tatsächlich um eine Stelle für mich.

3.1.3. Eine andere Filiale

Auf eine neue Bewerbung erfolgte wieder ein Anruf und ein Vorschlag für ein Vorstellungsgespräch. Die Filiale lag in der Georgstraße in Hannover. Hier kümmerte man sich eher um den Bürobereich.

Wieder lag bereits alles vorbereitet vor der Filialleiterin, die mich mit ihrer Sekretärin begrüßte. Das Gespräch verlief gut. Auf einmal fiel der Leiterin ein, dass sie unbedingt eine Sekretärin für sich bräuchte. Vielleicht war ich dafür geeignet. Man vereinbarte ein Probearbeiten von ein bis zwei Tagen.

4. Die Stellenangebote

4.1. Das Probearbeiten in der Anmeldung

SchneckenDas Probearbeiten am Mittwoch in der Filiale von Manpower in der Georgstraße in Hannover, verlief erfolgreich. Die junge Mitarbeiterin führte mich in alle Vorgänge ein. Nach zwei Stunden waren wir fertig. Die Filialleiterin war überrascht, wie schnell ich alles begriffen hatte.

Es tut mir leid, aber der Arbeitsplatz ist nicht mehr vorhanden.

Ich sollte mich am Freitag telefonisch bei ihr melden. Der Arbeitsbeginn wäre dann der 01. Januar 2024.

4.1.1. Der Arbeitsplatz ist nicht mehr vorhanden

Als ich mich erwartungsvoll am Freitag meldete, teilte sie mir mit, leider sei der Arbeitsplatz nicht mehr vorhanden. Die jetzige Sekretärin, die gekündigt und im Dezember fortziehen wollte, hatte es sich anders überlegt. Sie würde bleiben, also fiel der freie Platz weg.

Fazit: Sehr nett und aufgeschlossen. Leider hat es nicht geklappt. Ich habe nie wieder etwas von ihr gehört.

4.2. Die Stelle als Medizinische Fachangestellte (MFA)

Der neue Mitarbeiter in der medizinischen Abteilung von Manpower meldete sich unerwartet bei mir. Es ging um ein Vorstellungsgespräch bei einem Arzt am Bahnhof. Er freute sich für mich mit.

4.2.1. Das Vorstellungsgespräch

Empfangen wurde ich von der MFA, die die Praxis leitete und der Frau eines der Ärzte. Es war ein freundliches und lustiges Gespräch. Man vereinbarte ein Probearbeiten für die nächste Woche. Es sah gut aus, der einzige Nachteil war die 40-Stunden-Woche und Arbeitszeiten bis 18.00 Uhr und später. Über Geld wurde noch nicht gesprochen.

4.2.2. Die verpasste Mail

SchneckeAls ich die Mail sah, war ich überrascht. Anscheinend war mir eine vorherige Mail entgangen. Kein Wunder, bei manchmal 200 Mails am Tag. Als ich suchte, fand ich sie.

Da Sie sich nicht gemeldet haben, verzichten wir auf ein Probearbeiten. Eine Einstellung kommt nicht mehr in Frage.

Entsetzt las ich, dass man das Probearbeiten gerne vorverlegt hätte, ich solle mich doch bitte melden. Da ich die Mail nicht gesehen hatte, konnte ich mich nicht melden.

Und in der zweiten Mail stand dann drinnen, man würde auf das Probearbeiten verzichten. Und eine Anstellung würde ebenfalls nicht mehr stattfinden.

Auf mehrere Anrufe bekam ich keine Reaktion. Frau Doktor wollte nicht mit mir reden. Und der Doktor wusste gar nicht, wovon ich sprach. Mein Berater war ebenfalls negativ überrascht über die heftige Reaktion, denn er hatte sofort eine Absage erhalten.

Fazit: Erst freundlich, dann nicht mehr erreichbar. Wenn man ungedingt einen Termin ändern möchte, warum ruft man nicht an? Wenn man eine Mail schickt, warum dann nicht mit Lesebestätigung? Eine Mail kann leicht verloren gehen. Und wenn keine Reaktion kommt, schicke ich halt noch einmal eine. So ist das normalerweise in der Geschäftswelt.  Das Verhalten ist unverständlich. So dringend scheint man keine Fachkräfte zu suchen.

5. Und am Ende bleibt es so wie immer

Erst einmal suche ich nicht weiter. Ich bin desillusioniert. Von wegen Fachkräftemangel, für mich hat sich nichts geändert.

Meine Erzählungen über die Firmen der vorgestellten Beispiele entspricht meinen eigenen Erfahrungen und stellt keine Wertung dar.

Weitere Artikel zum Thema:
→ Berufsberatung für Ihren Wiedereinstieg: Bundesagentur für Arbeit
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Author Profile

Marion Klüter
Marion Klüter ist Multimedia-Fachfrau und Bloggerin. Sie unterhält zwei Blogs mit unterschiedlichen Schwerpunkten, da sich beide Themen nicht miteinander vereinen ließen, denn Wut und Kreativität passen schlecht zueinander. Seit einiger Zeit sind ihr Verlobter und sie stolze Besitzer eines Riesenschnauzers. Trotz vieler Rückschläge in ihrem Leben hat sie den Humor nicht verloren und lacht weiterhin gerne, auch über sich selbst.

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