Der Rauchertreffpunkt vor dem Haus9 Minuten

Der Rauchertreffpunkt vor dem Haus9 Minuten

Auf einmal liegen überall Zigarettenkippen. Der ganze Rasen im Vorgarten ist übersät, die Blumenbeete liegen voll. Haben wir einen Treffpunkt vor dem Haus? Eine Geschichte aus dem Leben im Mietshaus.

Umweltverschmutzung vor dem Mietshaus

1. Zigarettenkippen sind kein Bio-Müll

Als Gartenpflegerin bemerkte ich es schnell, die ganzen Beete vor dem Haus lagen voller Zigarettenkippen. Aber auch der Rasen war übersät, genauso wie der Weg. Wo man auch hinsah, lagen Kippen. Ich ärgerte mich über die zusätzliche Arbeit. Reichte es nicht, ständig die Mülltonnen nach zu sortieren? Jetzt auch noch überall der Dreck der Raucher, die hier wahrscheinlich nicht einmal wohnten.

1.2. Fakten über Zigarettenkippen

Zigarettenkippen

Vergiftete Vogelnester

Einige Vögel nutzen die zerfaserten Filter mittlerweile für den Nestbau. Studien … in Mexico haben herausgefunden, dass pro Nest im Durchschnitt 10 Zigarettenstummel gefunden werden.

Die Zigarettenreste sondern in den Nestern toxische Substanzen, wie Nicotin oder z.B. Ethylphenol, Schwermetalle (z.B. Titandioxid), Propylenglykol, verschiedene Insektizide und sogar Zyanid, ab …

Besonders die Küken in den Nestern zeigen … Veränderungen im genetischen Material der Zellen durch die chemischen Stoffe.
Quelle: Bund Bremen

Es ist nicht nur unschön, überall auf die Hinterlassenschaften von Rauchern zu stoßen, es ist auch eine große Gefahr für die Umwelt, wie neueste Studien ergeben.

WHO Zigarettenkippen sind weltweit das häufigste Abfallprodukt in der Natur. 5,6 Billionen Zigaretten werden geraucht, davon 106 Milliarden in Deutschland. Davon landen anschließend bis zu zwei Drittel auf dem Boden. Das sind weltweit rund 3.650 Milliarden Zigarettenstummel, die jährlich in unserer Umwelt landen. Allein an der Ostsee bestehen über 53 Prozent des Mülls bei Müllsammelaktionen aus Zigarettenstummeln

Quelle: BUND Landesverband Schleswig-Holstein

Hier gibt es den Flyer zur Problematik von Zigarettenfiltern zum DOWNLOAD.

1.1.1. Mikroplastik

Die Filter werden nicht aus Papier hergestellt, sondern aus dem Kunststoff Zellulose-Acetat. Bis dieser Stoff in kleinste Plastikpartikel zersetzt wird, dauert es 15 bis 400 Jahre.

Rückstände des Kunststoffes, der überwiegend für die Herstellung von Zigarettenfilter verwendet wird, wurde sogar schon von Forschern des Alfred-Wegener-Institus (AWI)  im arktischen Meereis nachgewiesen.Darunter mehr als 12.000 Mikroplastik-Teilchen pro Liter Meereis.

1.1.2. Das Nervengift Nikotin

Ein Zigarettenstummel in einem Liter Wasser kann innerhalb von vier Tagen die Hälfte aller darin enthaltenen Fische töten. Durch den Regen gelangt das gut wasserlösliche Nervengift Nikotin  in das Grundwasser. Innerhalb von 30 Minuten wird die Hälfte vom Nikotin aus einem Zigarettenfilter ausgewaschen.

Zusätzlich werden Gifte wie Arsen, Blausäure und auch Schwermetalle wie Blei und Kupfer im Filter zurück.

1.1.3. Blaualgen profitieren

Algen

Was sind Blaualgen?

Blaualgen sind im eigentlichen Sinne gar keine Algen, sondern sogenannte Cyanobakterien. Einige von ihnen enthalten einen grün-blauen Farbstoff. … Langanhaltend hohe Temperaturen, viel Sonnenschein und wenig Wind fördern das Algenwachstum.

Kommen dann noch Nährstoffe …  in die Gewässer, kann das zu einer Massenentwicklung der Blaualgen führen.

Dann kann das gesamte Gewässer von den Algen befallen werden.

Quelle: BUND Beitrag vom 28.06.2024

Blaualgen werden u.a. durch den Parasiten Chytridpilz im Gewässern, Seen, Teichen oder Bächen in Schacht gehalten.

Durch die freigesetzen Schadstoffe werden sie gehemmt und können nicht mehr das Wachstum von Blaualgen kontrollieren. Welches zu einem starken Wachstum der schädlichen Blaualge führt.

1.1.4. Wie lange dauert es, bis eine Zigarettenkippe verrottet ist?

Zwischen 10 bis 400 Jahre dauert es, bis ein Zigarettenstummel in der Natur vollständig verrottet ist.

Da er besonders leicht ist, kann er schnell in Gewässer oder Kanalisation gelangen.

1.1.5. Bußgelder

Das Entsorgen der Zigarettenkippe ist eine Ordnungswidrigkeit. Die Höhe des Betrages ist in den Bundesländern und in einzelnen Städten unterschiedlich. Sie reichen von 10 bis 120 Euro. Auf Spielplätzen bis zu 1.000 Euro. Auf Bahnhöfen außerhalb des ausgewiesenen Bereiches können 15 Euro Strafe anfallen. Wird die Kippe nicht im Mülleimer entsorgt, kommen 40 Euro dazu.

2. Und wer ist Schuld?

Natürlich fanden wir gleich den nahegelegenen Schuldigen: Das Bordell. Es warteten jeden Tag viele Männer vor dem Haus und auf der Straße. Mussten die alle rauchen und ihren Müll hierlassen? Die Prostituierten fühlten sich nicht dafür verantwortlich. Es interessierte sie nicht.

 

 

2.1. Eine Unterschriftenliste

ZigaretteWir Mieter trafen uns und beschlossen, eine Unterschriftenliste für den Vermieter zu erstellen. Also ging ich zu den Mietern, die sich nicht gemeldet hatten, sofern ich sie erreichen konnte.

Oben in der Mitte wohnte eine junge Frau mit kleinem Kind. Als ich sie fragte, wich sie mir aus. Sie wolle nicht unterschreiben, sie wolle keinen Ärger im Haus.

2.2. Jetzt gibt es Ärger, aber für uns

Der Zuhälter/Vermieter griff ein und verteidigte die Prostituierten. Sie seien dafür nicht zuständig, und wir sollten sie unverzüglich in Ruhe lassen.

Jeden Tag sammelte ich bis zu 30 Zigarettenkippen aus den Beeten. Für den Weg war der Hausmeister zuständig. Wir waren Beide genervt.

2.3. Es breitet sich aus

Dann ging es auch hinten im Garten los. Aber das konnten weder die Bordellbesucher noch die Prostituierten gewesen sein. Was war da los? Es konnte sich nur um einen der Mieter handeln, der seine Kippen rücksichtlos aus dem Fenster warf.

Der Verdacht fiel auf die mittlere Wohnung im oberen Stock, wo die Frau mit Kind lebte. Die Frau, die keinen Ärger wollte und deshalb nicht unterschrieben hatte. Aber sie selber war es nicht, sie war Nichtraucherin. Auf Rücksicht auf ihr Kind.

2.4. Erster Verdacht – ist es ein Mieter?

ZigarettenkippenAls J. zu mir kam und erzählte, dass auch oben im Treppenhaus geraucht wurde, gingen wir der Sache nach. Vor der Treppe zum Dachboden stand ein überquellender Aschenbecher im Fenster. Auf dem Dachboden stand auf einem Sideboard ein überquellender Aschenbecher. Die Spur führte zu dem Freund der jungen Frau, die keinen Ärger wollte.

Anscheinend durfte er in ihrer Wohnung nicht rauchen. Deshalb setzte er sich entweder oben auf dem Dachboden oder auf die Treppe zum Dachboden. Da er keine Lust hatte, die vollen Aschenbecher zu leeren, warf er seine Zigarettenkippen einfach vorne raus.

2.5. Erwischt

Als sie darauf angesprochen wurde, ihr Freund solle es unterlassen, überall seine Zigarettenkippen hinzuwerfen, war sie überrascht. Natürlich war sie es nicht, aber sie konnte halt gut lügen. Ihr Freund wurde kurz darauf beim Rauchen im Treppenhaus erwischt. Trotzdem dauerte es nicht lange, und überall flogen sie wieder herum, die Zigarettenkippen. Auch nach mehrmaliger Verwarnung änderte sich nichts.

Ich hängte sogar ein Schild auf, dass darauf hinwies, dass Zigarettenkippen, eine Umweltverschmutzung seien.

2.6. Endlich weg

Auf einmal zog sie überraschend aus. Vielleicht hatte auch der Vermieter genug von den Beschwerden. Endlich. Wir atmeten auf. Die Heuchlerin war fort. Und der rücksichtslose Raucher ebenfalls. Aber ihren Dreck hinterließen sie. Hinter der Ecke im Dachboden standen mehrere Mülltüten übereinander. Und überall waren Aschenbecher mit massenweise Zigarettenkippen.

Da kann man dem nächsten Vermieter viel Spaß wünschen. Mir tun die anderen Mieter Leid.

3. Und es geht wieder von vorne los

KräheKomplett hörte es nicht auf nicht, denn es gab noch genügend Bordellbesucher, die weiterhin ihre Kippen hinwarfen. Und als das Bordell fort war, wurde das „Hotel“ eröffnet.

Warum können Raucher ihre Zigarettenkippen nicht entsorgen, statt die Umwelt damit zu verseuchen? Auch wenn einem die eigene Gesundheit nicht wichtig ist, die Umwelt und das Leben der Mitmenschen sollte es einem wert sein.

4. Nachwort

Todesursache Rauchen

In Deutschland starben im Jahr 2017 126.900 Menschen an den Folgen des Rauchens. Damit waren 13,4 Prozent aller Todesfälle durch das Rauchen bedingt. …

Fast 40 Prozent aller Krebneuerkrankungen sind eine Folge vermeidbarer Risikofaktoren, unter denen das Rauchen der bedeutendste ist: Etwa jeder fünfte Krebsfall ist durch Rauchen verursacht.
Quelle: Onko Internetportal

Ich selber bin und war nie Raucherin. Meine Eltern waren in meiner Kindheit und meiner Jugend Raucher. Genauso wie die Freunde und Bekannte von ihnen. Ich wurde ständig vollgequalmt und habe sehr darunter gelitten. Manchmal musste ich stundenlang husten. Das war wahrscheinlich der Grund, mit dem Laster nicht selber anzufangen.

4.1. Nun sind fast alle rauchfrei

Nach seinem Herzinfarkt hörte mein Vater sofort mit dem Rauchen auf. Nach und nach folgten auch alle Freunde und Bekannten. Das Leben wurde angenehmer. Aber inzwischen bin ich mit einem Raucher verlobt, leider einem, der nicht aufhören kann.

4.2. Das Schicksal von J.

Auch J. war ein starker Raucher. Er rauchte den stärksten Tabak. Seine erste Krebserkrankung schockierte ihn. Aber er stellte sein Leben nicht um. Kehlkopfkrebs folgte. Aber auch das stoppte ihn nicht. Selbst als er nach der Operation kaum noch sprechen konnte, rauchte er weiter.

Inzwischen ist er verstorben. Mit 64 Jahren.

 

Weitere Artikel zum Thema im Internet:

Bund Fact 1Bund Fakten 2

Bund Fakten 3Bund Fakten 4

BUND Landesverband Bremen: Die Kippen-Facts können Sie unverändert drucken und zu Aufklärungszwecken verwenden. Die Datei zum Download finden Sie hier. Die Kippen-Facts im Posterformat zum drucken finden Sie zum DOWNLOAD.

BUND Landesverband Schleswig-Holstein: Hier gibt es den Flyer zur Problematik von Zigarettenfiltern zum DOWNLOAD.

→ Stoppt Kippen in der Umwelt: BUND Landesverband Bremen
→ Zigarettenkippen: BUND Landesverband Schleswig-Holstein

→ Müllproblem – Zigarettenkippen schaden Umwelt mehr als gedacht: tagesschau.de Beitrag vom 26.11.2024
→ Mit dem Rauchen aufhören – So klappt es: Herzstiftung
→ Fakten zum Rauchen: DKFZ zum Download als pdf
→ Neuer Bußgeldkatalog für Umweltsünden tritt am 1. Dezember 2018 in Kraft: Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Beitrag vom 30.11.2018

Author Profile

Marion Klüter
Marion Klüter ist Multimedia-Fachfrau und Bloggerin. Sie unterhält zwei Blogs mit unterschiedlichen Schwerpunkten, da sich beide Themen nicht miteinander vereinen ließen, denn Wut und Kreativität passen schlecht zueinander. Seit einiger Zeit sind ihr Verlobter und sie stolze Besitzer eines Riesenschnauzers. Trotz vieler Rückschläge in ihrem Leben hat sie den Humor nicht verloren und lacht weiterhin gerne, auch über sich selbst.

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