Arbeitswelt Teil 2: Gute Noten garantieren (k)einen Job8 Minuten Lesezeit

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Der Grundsatz, je mehr du lernst, desto besser sind deine Chancen im Berufsleben, gilt nicht mehr. Manchmal ist es einfach nur Glück, Arbeit zu finden und zu behalten.

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Trotz guter Ausbildung arbeitslos

War es noch bei unseren Eltern üblich, sein Leben lang bei der Firma, in der man seine Ausbildung machte, zu arbeiten, wurde es auf einmal zur Ausnahme. Genügte es früher, eine Berufsausbildung zu machen, um dann in diesem Beruf zu bleiben, wurde es üblich, alle paar Jahre nicht nur die Firma, sondern den Beruf zu wechseln, umzuschulen, weiterzubilden und wieder von vorne anzufangen.

Dazu gehörte auch die Bereitschaft, jederzeit für eine Arbeitsstelle, umzuziehen.

Nichts war mehr einfach nur eine Sache des Fleißes und des Wissens. Und auch ein gutes Studium war kein Garant für einen Arbeitsplatz.

1. Hunderte von Bewerbungen

Flamingos
Flamingos

Viele meiner Generation (die Babyboomer) (Publikation vom Berlin-Institut über die Babyboomer, die in Rente gehen) haben hunderte von Bewerbungen verschickt, haben gehofft, Vorstellungsgespräche besucht und gekämpft. Und das jahrelang.

Etliche haben während dieser Zeit weiter Fortbildungen oder Umschulungen besucht, um die Qualifikationen zu verbessern.

Private Fortbildungen mussten selbst finanziert werden. Und so manches Wochenende ging dabei drauf. Aber man glaubte daran, dass es sich rentieren würde, irgendwann. Man durfte nur die Hoffnung nicht verlieren.

2. Beschäftigungstherapie

Besuch beim Arbeitsamt, Durchforsten der Jobangebote, es half alles nichts. Es gab keine offenen Stellen.

Ich bestellte für zwei Wochen ein kostenloses Abo der Tageszeitung. Jeden Samstag standen die Jobangebote drin. Und genau diese Zeitung wurde jedes Mal gestohlen. Ich hatte als Arbeitslose nicht das Geld, die Zeitung zu kaufen.

2.1. Das Bewerbungstraining

Die meisten Arbeitslosen wurden mindestens einmal zum Bewerbungstraining geschickt. Für diesen Monat fielen sie dann aus der hohen Arbeitslosenstatistik.

Pinguine
Pinguine

Leider waren manche dieser Trainings ungenügend. Denn auch schon zu der Zeit hatten viele zuhause einen PC. Sie wussten bereits, wie man einen Computer anstellt und mit der Maus umgeht. Manche besaßen sogar einen Internetzugang.

Und was nutzt einem der Lehrgang, wie man Word benutzt, wenn die verwendete Software acht Jahre alt ist?

Teilweise waren die Stunden so langweilig und sinnlos, dass manche regelrecht verzweifelten. Zum Glück konnte ich diesem Schicksal dank meiner nachgewiesenen Qualifikationen entgehen.

3. Eine weitere Fortbildung zur Qualifizierung

Noch glaubte ich an die Macht der Weiterbildung. Jedes Mal fragte ich nach. Endlich bot man mir etwas an. Zwei verschiedene Schulen, vier verschiedene Lehrgänge. Für beide Schulen musste ich umfangreiche Tests absolvieren, die ich alle bestand. Ich hatte die Qual der Wahl.

Endlich fiel meine Entscheidung, nun wusste ich, was ich noch gerne lernen wollte. Einen Tag später folgte der Anruf der Schule. Es fand eine Notfallsitzung statt. Dabei wurde mitsamt eines Arbeitsamtsmitarbeiters mitgeteilt, dass die Hälfte der Ausbildungen ausfiel. Darunter auch meine.

Also entschied ich mich für die andere Schule und eine andere Ausbildung. Web-Design im Bereich Programmierung.

3.1. Ein verlorenes Jahr

Ich will mich in diesem Beitrag nicht ausführlich über diese katastrophale Ausbildung auslassen. Innerhalb einer Woche wusste ich, so konnte es nicht weitergehen. So würde es niemals für das Berufsleben ausreichen, es war einfach zu wenig Inhalt.

Hatte ich sonst innerhalb einer Woche in vorherigen Aubildungen bereits ein Thema gelernt, waren es hier nur die Anfänge.

“Was willst du denn hier?” Den Ausbilder kannte ich bereits von der Volkshochschule. Er war richtig gut, bei ihm hatte ich enorm viel innerhalb kürzester Zeit gelernt, als ich einen Flash-Workkurs besuchte. “Hier lernst du gar nichts.”

“Nun ich dachte, eine Auffrischung von Flash wäre gut.”

Er lachte nur und nickte zu der Gruppe hin. “Mit denen? Vergiss es, die haben schon Probleme mit der Werkzeugleiste. Bring dir Arbeit mit, du darfst machen, was du möchtest.”

Ich merkte, er hatte Recht. Und leider ging es so weiter.

3.2. Eine Gruppe, die es sich leicht machen möchte

Aber es lag nicht nur an der Schule und den Dozenten. Es lag auch an den Schülern, die keine Lust hatten, anschließend oder am Wochenende zu lernen. Erwachsene Männer, mit Diplom, Ingenieurs-Patent und sogar Doktortitel, die nicht wussten was die Taskleiste ist und wofür die zweite Maustaste da ist.

Und die alles endlos diskutierten.

“Warum kann die Software denn das nicht?” “Sollte eine Software denn das nicht können?”

3.3. Zum Glück gibt es Ausnahmen

Es gab zum Glück eine Ausnahme, und mit dem erarbeitete ich nebenbei die Software, während die anderen die Werkzeugleiste durchgingen. A. war Chemiker, arbeitete vorher als Verkäufer. Ein bescheidener zurückhaltender Mann. Er war ein Naturtalent, wie ihm der Java-Dozent bescheinigte. Aber sein Vertrauen in seine Fähigkeiten war durch die Arbeitslosigkeit zerstört worden.

Auch wenn A. später als einer der wenigen Arbeit fand, war es wieder eine Stelle als Verkäufer. So viel vergeudetes Talent.

3.4. Die neue Klassensprecherin

Ich wurde unbequem. Ich stellte zuviel in Frage. Und ich schwieg nicht, wenn es hieß, wie nett die Dozenten seien. Nettsein hilft nicht, wenn ich dabei nichts lerne, weil der Dozent ständig seine Lebensgeschichte mit einfließen lässt.

Schafe
Schafe

Als ich zur zweiten Klassensprecherin gewählt wurde, unternahm ich Einiges, um den unhaltbaren Zustand zu ändern.

Ich brachte das Arbeitsamt mit ins Spiel. Es fanden Sitzungen mit dem Direktoriat, dem Arbeitsamt und den Dozenten statt, das Arbeitspensum zu ändern, sprich zu verschärfen und zu beschleunigen.

Eine Weile sah es gut aus, die Beteiligten wollten uns unterstützen, denn schließlich wollte jeder, dass wir anschließend Arbeit fanden. Die Quote der Vermittlungen nach der Forttbildung lag angeblich sogar bei 80 Prozent.

3.5. Alles bleibt beim alten

Aber leider blieb die Unterstützung der Klasse aus. Bei der Abstimmung wurde mehrheitlich entschieden, dass wir nicht weiter kämpfen würden. Die Ausbildung sollte nicht geändert werden.

Ich prophezeite ihnen, dass nicht mal 10 Prozent in einem Jahr Arbeit finden würden.

3.6. Zwei Wochen Lernen

Meine Beschwerden hatten insoweit Erfolg, dass wir extra einen Spezialisten als Dozent für Java bekamen. Der legte auch richtig Tempo vor. Und er erwartete viel, wir mussten sogar einiges auswendig lernen. In zwei Wochen lernten wir mehr als sonst in zwei Monaten. Für manche war das bereits zu viel Aufwand.

→ weiter geht es mit S.2 Ein Jahr ist vorbei

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Autor Profil

Marion Klüter
Marion Klüter
Marion Klüter ist Multimedia-Fachfrau und Bloggerin. Sie besitzt zwei Blogs mit unterschiedlichen Schwerpunkten, da sich beide Themen nicht miteinander vereinen ließen, denn Wut und Kreativität passen schlecht zueinander. Trotz vieler Rückschläge in ihrem Leben hat sie den Humor nicht verloren und lacht weiterhin gerne, auch über sich selbst.

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